


Der Tod ist im Wandel. “Both the way we see it and the way we handle it are being challenged, whether by educational enterprises, (...) or by environmental initiatives. (...) Meanwhile, in Silicon Valley, technology entrepreneurs are attempting to resurrect digital souls, or even stop death altogether”, prognositiziert LS:N Global und beschreibt ein neues Spannungsfeld, in dem sich Sterben, Tod und Trauer derzeit abspielen.
Der Tod sucht sich den Weg zurück ins gesellschaftliche Leben. Grund dafür sind die Babyboomer, die in die End of Life-Lebensphase langsam aber sicher eintreten. Unter ihnen die Alt-68er, die seit jeher für Selbstbestimmung und alternative Lebenskonzepte kämpfen. Gleichzeitig suggerieren neue Innovationen im Bereich Bio-Hacking und der Kybernetik, dass die uralte Utopie der Unsterblichkeit in greifbare Nähe rückt. Bots ermöglichen mit Verstorbenen, dank AI, in Kontakt zu bleiben und realisieren Unsterblichkeitsphantasien schon im digitalen Raum.
Phänome einer neuen Sterbekultur werden sichtbar. Unter dem Sammelbegriff Death Futures wird der Frage nachgegangen, was entsteht, wenn sich Grenzen auflösen und Extreme zusammenfliessen? Im Spannungsfeld von “forever young” und demografischer Wandel, digitaler Transformation und dem Wunsch nach Echtheit und Selbstbestimmung sowie einer neu aufkommenden Spiritualität werden Zukünfte des Todes exploriert.
Talks
Workshops


In Zeiten, in denen sich Leben mit Leistung und Sterben mit
Krankheit maskiert und der Tod nach wie vor mit Sprachlosigkeit einhergeht,
scheint ein genauer Blick auf vergangene und gegenwärtige Sterbewelten samt ihren Materialien notwendig. Sie haben Gewohnheiten,
Moralvorstellungen und Machtverhältnisse inkorporiert und haben dementsprechend eine ökonomisch-politische und sozial-kulturelle
Dimension.
An einer einfachen historischen Schnabeltasse zeigt sich, dass sich die gesellschaftliche Stellung von Pflegebedürftigkeit und Schwachsein im Laufe der Zeit gewandelt hat. Früher wurden die Schnabeltassen so entworfen, dass der Henkel an der Rückseite des Mundstückes sass, damit Pflegende einfacher Flüssigkeit geben konnten. Der Griff suggerierte Sozialität und forderte wortlos Fürsorge ein. Heute sind Schnabeltassen aus Hartplastik, stapelbar, uniform spülmaschinenfest und henkelos.
Gehörten früher End of Life-Produkte zu Mehrgenerationenhaushalte dazu, wirken sie heute wie eine Vision einer neuen Care-Kultur. Sie verschwanden leise aus unserem Alltag und wurden, wie der Tod selber, in institutionelle Einrichtungen ausgelagert. Material und Form haben sich sukzessive den Anforderungen der Institutionen, dem Gesundheitsmarkt und Gesundheitspolitiken angepasst.
Im Bereich ARCHEOLOGY OF CARE wird nach versunkenen Care-Objekten gegraben und verwehte Spuren der Fürsorge freigelegt. Betrachtet werden historische Designentwürfe und vergangenen sowie gegenwärtigen Care-Objekte und -Konzepte, die Hinweise auf die Gestaltung von zukünftigen Produkten geben können.

«STERBEN IST TEIL DES LEBENS. GEGENWÄRTIGE LEBENSSTILE UND VORSTELLUNGEN BEEINFLUSSEN IN GROSSEN AUSMASS, WIE WIR IRGENDWANN LEBEN UND STERBEN WOLLEN.»

Trends wie Well-being, Achtsamkeit und community thinking verändern gegenwärtige Leben- und Sterbestile. Soziale Bewegungen wie #Death Positive oder #Death Wellness oder neuaufkommenden Berufs- und Wirkungsfelder wie death doulas oder spiritual midwives betrachten Körper und Geist unter dem Begriff holistic health ganzheitlich.
In diesem Recherchefeld werden sustainable lifestyles genauso viel Beachtung geschenkt wie neuen Self-Care-Konzepten, mood tracker apps, und alternativen Wohnformen, die sich zwischen spiritual care, magic & miracle und traditioneller Alternativmedizin verorten lassen.
Individualisierung, Digitalisierung und der Wunsch nach (Selbst-)Repräsentation sind Treiber für sich wandelnde Lebens- und Sterbestile, die sich durch eine neue Generation von chronisch schwerkranken Menschen verstärkt. Junge Menschen twittern und posten ihre unheilbare Krankheit und Blogs wie dying with swag, Fotoarbeiten wie Jennifer’s battle und Reality-Shows wie over mijn lijk, geben Einblicke in authentisch wirkende Sterbewelten.
Unter dem Begriff End-of-Life-Styles werden global sich verändernde Wertehaltungen, Lebensstile und Angebotslandschaften betrachtet.
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